Zeitzeugin Henriette Kretz informiert HBS-Schüler über Nazi-Diktatur

Für die heutigen Jugendlichen liegen die Gräueltaten der Nationalsozialisten und der zweite Weltkrieg in ferner Vergangenheit. Lediglich im Geschichtsunterricht beschäftigen sich die Schüler mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte. Menschliche Schicksale verschwinden dabei leider oftmals im dicken Nebel der Historie. Umso wichtiger ist es, die Jugendlichen mit Zeitzeugen zu konfrontieren, um die Nazi-Verbrechen von emotionaler Perspektive aus bewerten zu können. Die Heinrich-Böll-Schule hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Zehntklässler mit Zeitzeugen in Kontakt zu bringen, „damit die dunkle Vergangenheit Deutschlands nicht in Vergessenheit gerät“, erläuterte Schulpfarrerin Barbara Holzapfel-Hesselmann die Gründe für die Treffen. Sie organisiert alljährlich den Kontakt.

Die Zehntklässler der integrierten Gesamtschule hörten gebannt den Ausführungen der Zeitzeugin Henriette Kretz zu, die sehr ergreifend über ihre schrecklichen Erlebnisse während der Nazi-Diktatur und die Gräueltaten der Hitler-Schergen erzählte. Henriette Kretz wurde am 26. Oktober 1934 in einer jüdischen Familie in der damals polnischen Stadt Stanislawów (heute Iwano-Frankiwsk in der Ukraine) geboren. Ihr Vater war Arzt und ihre Mutter Anwältin. Im Jahre 1941 musste die Familie ins Ghetto umsiedeln. Mehrmals entkam sie der Deportation. Nachdem sie über ein halbes Jahr von einer polnisch-ukrainischen Familie versteckt worden war, entdeckte sie die Gestapo. Die Eltern wurden vor ihren Augen erschossen, Henriette konnte fliehen und überlebte in einem von Nonnen geführten Waisenhaus. Seit 20 Jahren ist sie als Zeitzeugin unterwegs in Polen, Belgien, Deutschland und Frankreich. Henriette Kretz ist trotz ihrer 87 Jahre geistig taufrisch und spricht mehrere Sprachen fließend. Den HBS-Schülern erzählte sie ihre Lebensgeschichte und Illustrierte ihre Ausführungen mit Fotos. Ihr Onkel und ihre Tante überlebten die Nazi-Diktatur. Sie waren es auch, die Henriette adoptierten. Eigentlich wollten Onkel und Tante mit ihr nach Kuba auswandern, aber ihr Weg endete in Belgien, wo sie eine neue Heimat fanden.  Henriette Kretz machte mit klaren Worten darauf aufmerksam, dass alle Menschen gleich sind und niemand wegen seiner Herkunft, seines Aussehens oder seiner Religion diskriminiert werden dürfe. Sie appellierte an die Jugendlichen, sich gegenseitig zu respektieren und miteinander zu reden. Nur so sei ein friedliches und harmonisches Leben garantiert.

Die Zeitzeugin nahm natürlich auch Stellung zum Krieg in der Ukraine. Dort verursache der Aggressor die gleichen Zerstörungen wie sie damals im zweiten Weltkrieg zu sehen waren. Die Betroffenheit war aus der Stimme vonHenriette Kretz deutlich herauszuhören.

Im Anschluss an ihre Schilderungen hatten die Zehntklässler noch genügend Zeit, um mit der Seniorin ins Gespräch zu kommen. Sie nutzten ausgiebig die Gelegenheit, um Fragen zu ihren schrecklichen Erlebnissen zu stellen.

„Solange noch Zeitzeugen leben, werden wir die Möglichkeit nutzen, unsere Schüler mit diesen Personen in Kontakt zu bringen, damit sie aus erster Hand über die Gräueltaten informiert werden“, betonte Schulpfarrerin Barbara Holzapfel-Hesselmann. „Es ist eine wichtige Aufgabe der Schulen, die Nazi-Diktatur in Deutschland möglichst ausführlich zu thematisieren, damit unsere Schüler erkennen, welche Gefahr Rechtspopulisten für unsere Demokratie darstellen und wie wichtig es ist, sich für eine offene und liberale Gesellschaft einzusetzen“, ergänzte Schulleiter Alexander Hauptmann.

Time to Say Goodbye

Time to Say Goodbye

Verabschiedung von Kolleginnen an der HBS zum Ende des 1. Halbjahres „Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir werden heute jemanden verabschieden, der eigentlich gar keine Lehrkraft an unserer Schule, sondern an der Weschnitztalschule eingestellt ist“, begann Schulleiter...

Reise durch das eigene literarische Werk

Reise durch das eigene literarische Werk

Der Autor Jochen Till veranstaltet eine interaktive Lesung an der Heinrich-Böll-Schule Fürth Lesungen mit dem Kinder- und Jugendbuchautor Jochen Till sind generell ein Ereignis: Im Eintrag bei der freien Enzyklopädie Wikipedia ist zu lesen, dass Jochen Till über sich...

Literarische Helden im Rampenlicht

Literarische Helden im Rampenlicht

Der Vorlesewettbewerb als größter und traditionsreichster Schülerwettbewerb Deutschlands Kim Daum ist die strahlende Gewinnerin des Schulentscheids an der Fürther Heinrich-Böll-Schule. Die Sechstklässlerin setzte sich im 66. Vorlesewettbewerb mit Bravour gegen 160...

„Denken statt Senden“

„Denken statt Senden“

Aufklärung über den Umgang mit sensiblen Daten An der Heinrich-Böll-Schule in Fürth fand kürzlich eine besondere Präventionsveranstaltung statt, die die Schülerinnen und Schüler aller 7. Klassen für einen verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien...

Helfen in schwierigen Zeiten

Helfen in schwierigen Zeiten

Schülerinnen und Schüler der HBS beteiligen sich an Sammelaktion für hilfsbedürftige Kinder Bereits seit vielen Jahren ist es Tradition an der Heinrich-Böll-Schule Fürth, Weihnachtspäckchen für hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche in Osteuropa zu sammeln. Im...

Landesfachtag Medienbildung & Digitalisierung 2024

Landesfachtag Medienbildung & Digitalisierung 2024

„Souverän, sicher und nachhaltig agieren in der digitalen Welt“ So lautet die Zielsetzung des Landesfachtag Medienbildung & Digitalisierung 2024. Der Landesfachtag wird im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Kultus, Bildung und Chancen (HMKB) von der...

Vous êtes super!

Vous êtes super!

HBS-Schülerinnen und Schüler mit DELF-Zertifikaten ausgezeichnet Frankreich und speziell Paris sind im Olympiajahr 2024 in aller Munde. Gerade das erfolgreiche Abschneiden der französischen Sportlerinnen und Sportler hat dazu beigetragen, dass die französische Sprache...