Ein Auto nach dem anderen fährt auf das Gelände, Ordner in Warnwesten weisen den Fahrerinnen und Fahrern die Stellplätze zu, dicht an dicht und in mehreren Reihen ausgerichtet stehen die Fahrzeuge am Ende da. Die Szenerie erinnert stark an ein Autokino – und ist doch die Kulisse für eine völlig andere Art von Veranstaltung: 118 Schulabgänger der Heinrich-Böll-Schule (HBS) in Fürth haben in diesem Rahmen am Donnerstag ihre Zeugnisse erhalten.

„Wir sind froh, dass wir aufgrund der etwas gelockerten Corona-Verordnungen doch noch einen einigermaßen würdigen Abschluss der Schulzeit gestalten können“, sagt Schulleiter Alexander Hauptmann im Gespräch, während sich hinter ihm die (Auto-)Reihen auf dem Schulhof schließen. Damit nicht zu viele Blechkarossen und Menschen auf einmal zusammenkommen, war die Zeugnisübergabe in drei Abschnitte geteilt: erst die Schüler mit Hauptschulabschluss, dann jeweils zwei Klassen des 10er-Jahrgangs. Dazwischen: An- und Abfahrt der mit Eltern, anderen Angehörigen und – natürlich – den Schülern gefüllten Autos.

Das Gemeinwohl im Blick

„Diese Abgänger haben auf so vieles verzichten müssen – auf die Abschlussfahrt oder das Halligalli nach den erfolgreichen Prüfungen – wir wollen ihnen wenigstens eine würdige Feier bieten – wie es die Umstände eben zulassen“, sagte Stufenleiterin Astrid Schulze Icking. Von ihr stammte auch der Anstoß zu dieser Zeugnisübergabe im Ambiente eines Autokinos. Ein Motiv übrigens, dass sich konsequent durch die Reden der Feier zog: vom „großen Kino“, das die Schüler mit ihren schulischen Leistungen geliefert hätten, über das „Drehbuch für einen Kassenschlager“, das an der HBS geschrieben wurde, bis hin zur Feststellung, dass die Jugendlichen nun die Regie in ihrem eigenen (Lebens-)Film übernehmen.

Hauptmann stellte die Übernahme von Verantwortung für die Allgemeinheit ins Zentrum seiner Ansprache. Die Coronakrise zeige, „dass man solche Situationen einigermaßen unbeschadet überstehen kann, wenn man nicht nur den persönlichen Vorteil sucht und sich an Regeln hält“. Das Gemeinwohl habe einen viel höheren Stellenwert als das Einzelwohl, folgerte er. Gerade die Welt, in welche die heutigen Schulabgänger entlassen werden, benötige intelligente, innovative junge Menschen, welche in der Lage sind, deren vielfältige Probleme zu lösen: „Und das seid ihr!“, rief Hauptmann den Jugendlichen zu.

Nötiges Rüstzeug bekommen

Das nötige Rüstzeug, ist er sicher, haben die Heranwachsenden an der HBS mit auf den Weg bekommen. An vorderster Stelle den respektvollen Umgang mit anderen Menschen. Das Leitbild der Schule sei, jeden Einzelnen zu stärken – und dabei die nötigen Kompetenzen für das Leben in einer Gemeinschaft zu entwickeln.

Hauptmann nannte den Umweltschutz als eine der zentralen Aufgaben dieser Generation: „Fridays for Future haben uns das ins Bewusstsein gerückt.“ Ebenso deutlich werde aber zurzeit auch, welchen Einfluss und welche Auswirkungen Lobbyismus, Korruption und Gier haben. „Es wimmelt von Staatsoberhäuptern, die nicht dafür sorgen, dass die Welt friedlicher wird“, sagte er. Genau dies seien die Probleme, gegen die nur ein starkes Miteinander wirke.

Bestätigt wurde der Schulleiter von den beiden Schülersprechern Leonid Axt und Nina Burkheiser: In sechs Schuljahren hätten sie viel über den zwischenmenschlichen Umgang, die Äußerung der freien Meinung und den Respekt voreinander erfahren, bestätigten sie. „Wir konnten uns an dieser Schule selbst finden.“

Pfarrerin Barbara Holzapfel-Hesselmann hatte den Abgängern Schlüsselanhänger in Form eines Glücksklees mitgebracht. „Ihr habt gesehen, was alles möglich ist, wenn man dranbleibt und durchhält“, blickte sie auf die Schulzeit – und speziell deren Ende – zurück.
Da aufgrund der außergewöhnlichen Umstände die Zeit für die Feierstunde begrenzt war, verzichteten unter anderem Schulamtsdirektor Markus Proksch, Bürgermeister Volker Oehlenschläger und der Elternbeirat auf Grußworte und ließen ihre Glückwünsche von Alexander Hauptmann übermitteln.

Bemerkenswerte Musiknummern

Schön, dass dadurch mehr Raum für das bemerkenswerte Musikprogramm blieb: So interpretierte Felix Urbanczyk als Sänger – begleitet von Sebastian Brenneis an der Gitarre – „Hoch“ von Tim Bendzko mit viel Leidenschaft. Die beiden begnadeten Sängerinnen Sabrina Keller und Janine Erbach legten nicht weniger Hingabe in ihre Versionen von „Calm After The Storm“ von The Common Linnets und „Auf das, was noch kommt“ von LOTTE & Max Giesinger. An der Gitarre begleitete sie dabei Michael Böhler. Sie wurden mit ebenso viel Beifall bedacht, wie jeder einzelne Schüler bei der Zeugnisübergabe.
Es gab es einige ungewöhnliche Dinge zu beobachten an diesem Nachmittag: Hände mit Smartphones, die sich aus Autofenstern reckten, um diesen besonderen Moment festzuhalten – zum Beispiel. Nur der Aufforderung von Astrid Schulze Icking, bei der abschließenden Musiknummer vielleicht doch neben dem Auto ein bisschen mitzutanzen, wollte so recht keiner folgen. Dafür gab es – der Szenerie angemessen – ein großes Hupkonzert am Ende. Wohl ein Zeichen, dass Schüler und Eltern das Bemühen der Schule um eine würdige Feier anerkannt haben.

Abschlüsse an der HBS 2020: 27 Hauptschule, davon 18 Qualifizierender Abschluss; 20 direkte Versetzungen in die gymnasiale Oberstufe, 71 Realschulabschlüsse, davon 50 qualifizierende, dass heißt: 70 Schülerinnen und Schüler haben die Berechtigung zum Besuch der Oberstufe.

Schulbeste: Hauptschule: Leon Schmitt und Abraham Kazadi; Realschulabschluss: Samet Aslan und Marlene Etzdorf; Versetzung in die gymnasiale Oberstufe: Leonid Axt und Niclas Klimkeit

Sozialpreise: SV: Schulsprecher Leonid Axt und seine Stellvertreterinnen Nina Burkheiser, Shalina Helmke und Tiara Scholz; Schulsanitäter: Niclas Klimkeit, Nils von Steht und Marina Rauscher; Streitschlichter: Solveig Schmidt, Tim Kattge und Samet Aslan (Solveig Schmidt und Samet Aslan sind auch noch Schulwegbegleiter); IT-AG: Tim Kattge; Orchester: Leonid Axt; Theatergruppe: Samet Alslan und Leonid Axt; Technik-AG: Alexander Uhl

Schüler mit Abschluss: Murat Akova, Caroline Albin, Zubayda Alhourani, Kussa Altaleb, Louis Arnold, Samet Aslan, Leonid Axt, Marcus Bauer, Fiona Sabine Berg, Linda Miriam Berthold, Karina Borozdunov, Aron Brackmann, Moritz Brecht, Nicolas Peter Büchner, Nina Burkheiser, Chantal Buser, Jeppe Nicholas Buß, Kaltrina Canolli, Till Eberle, Justin Eckert, Erik Eschelbach, Marlene Etzdorf, Jonas Fellner, Ben Fischer, Marcel Froese, Alex-Richard Funk, Paul Ganz, Hannah Gehbauer, Celina Heisinger, Shalina Helmke, Timo Hufnagel, Eva Jäger, Jan Jäger, Marit Jakob, Melissa Karakas, Lauritz Karas, Tim Kattge, Yannick Kerner, Enya Marie Kilian, Letizia Kirn, Niclas Klimkeit, Ronja Shaina Koch, Mariam Köhler, Vanessa Köhler, Erik Korke, Madeleine Krämer, Helena Kriegbaum, Teodor Krkljic, Leon David Langer, Max Littmann, Lotte Maier, Giuliano Maiolo, Kira Mang, Finn Marquardt, Lisa Merk, Maximilian Neundörfer, Claudia-Mihaela Nicolau, Jan-Philipp Oestreich, Malik-Can Orhan, Tim Pfeifer, Ecem Polat, Marina Rauscher, Natalie Reh, Sven Reinhard, Anna Schirin Remeter, Finn Ole Luke Renkewitz, Lisa-Marie Repp, Nick Rohleder, Matin Said, Diana Sautner, Jan Schäfer, Solveig Schmidt, Tiara Scholz, Lena Schütz, Denis Smioreanu, Julius Stein, Pia Steinmann, Luca Strzoda, Julia Stumpf, Dominique Tandler, Alexander Uhl, Calvin Unger, Finn-Nesta Unger, Nils von Steht, Lea Wagner, Melissa Wasser, Robin Weber, Julien-Lenny Wernz, Alina Wisser, Jonas Wolf, Gabriela Wos, Aylin Ay, Julia Bakalarczyik, Kim Bresnig, Serkan Gözübüyük, Wareen Hajan, Nareen Hajan, Clara Jäger, Abraham Kazadi, Ahmed Ögütcü, Luca Onnen, Leon Schmitt, Ali Sohrabi, Jeremias Tesarz, Janina Hartmann, Dafina Canolli, Viktoria Diszeli, Natascha Kemptner, Tim Rathgeber, Max Stephan, Leon Mavraj, Anna-Lena Turolla

 

Quelle: Odenwälder Zeitung

Bemerkenswerte Musiknummern gab es u.a. von Sabrina Keller (l.) und Janine Erbach (r.).

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